Heute möchten wir euch eine spannende Beobachtung über den Moro-Reflex und Hochsensibilität vorstellen:
In einem super spannenden Seminar mit Liane Emmersberger habe ich gelernt, dass es Reflexe gibt, die man nur eine bestimmte Zeit im Leben braucht (wie zum Beispiel für die Geburt, um den Geburtskanal zu passieren) und die sich dann normaler Weise zurückbilden.
Wenn Reflexe sich einfach nicht zurückbilden
Sie sollten dies je nach Art des Reflexes eigentlich innerhalb einiger Wochen oder Monate tun, werden aber durch verschiedenste Faktoren dabei gehemmt, sich zurückzubilden.
Das führt langfristig zu Problemen größerer oder kleinerer Ausmaße.
Um das besser nachvollziehen zu können, betrachten wir uns nun einmal den Reflex, um den es später auch noch im Zusammenhang mit Hochsensibilität geht:
Der Moro-Reflex
Der Moro-Reflex (auch Klammerreflex, Umklammerungsreflex genannt) ist einer der bekanntesten Reflexe überhaupt. Eltern kennen ihn aus den Wochen nach der Geburt ihres Kindes: Wenn das Kind sich erschrickt, beobachtet man ein ruckartiges Strecken der Arme, Spreizen der Finger und Öffnen des Mundes wie zum Schrei. Die Babys schreien dann auch in der Regel auf und starren mit weit aufgerissenen Augen in zu den Bezugspersonen.
Hier seht ihr den Moro-Reflex in einem Video:
Der Moro-Reflex begünstigt das Festklammern des Babys an seiner Mama bei Gefahr, wenn eine schnelle Flucht angesagt ist.
Heute ist er noch ein „Souvenir“ aus der Zeit, in der Menschenbabys Traglinge waren und sich ans Fell der Mutter klammerten.
Der nicht integrierte Moro-Reflex und Hochsensibilität
Manche Reflexe bilden sich auf irgendwelchen Gründen, die noch erforscht werden, nicht in dem Zeitrahmen zurück, in dem sie eigentlich verschwinden sollten.
Das kann an vielen Faktoren liegen, zum Beispiel am Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt.
Der Moro-Reflex sollte um den vierten Lebensmonat eines Babys langsam integriert werden (=sich zurück bilden).
Wo genau sind nun die Zusammenhänge zwischen Hochsensibilität und dem Moro-Reflex?
Ich war zunächst in dem Seminar total begeistert und dachte, man wäre endlich dem Ursprung der Hochsensibilität wissenschaftlich gesehen ein großes Stück näher gekommen.
Letztlich sieht man nämlich wirklich viele Zusammenhänge zwischen einem nicht integrierten (=zurückgebildeten) Moro-Reflex und Hochsensiblilität.
Kinder, die einen nicht integrierten Moro-Reflex haben, zeigen oft diese Muster:
- schnelle Reizüberflutung
- oft ein großes Bedürfnis nach Rückzug
- eine recht schnelle Überreaktion auf Reize oder Geschehnisse
- schnelles abgelenkt werden
- schnelle Ermüdung
- ständig alle Antennen auf Gefahren ausgefahren (Habachtstellung)
- u.v.m.
Sogar bei Erwachsenen kann man beobachten, wie sich ein nicht rückgebildeter Moro-Reflex auswirkt: Verspannungen, Impulsivität etc. können das Leben insbesondere in Beziehungen und in der Arbeitswelt erschweren.
Na, erkennt ihr da einiges wieder? Hier findet ihr unseren Test, ob ein Kind hochsensibel ist zum Vergleich.
Wir auch!
Kann man nun sagen, dass hochsensible Kinder „ganz einfach einen nicht integrierten Moro-Reflex haben“ und deswegen überhaupt erst hochsensibel sind?
Nein!
Wir kennen viele Kinder mit einem sehr gut integrierten Moro-Reflex, die trotzdem hochsensibel sind. Aber es scheint so, dass tatsächlich unter den hochsensiblen Kindern die Quote der Kinder höher liegt, die Probleme mit dem Moro-Reflex aufweisen.
Auch die Neurologen in unserer Umgebung sehen die gehemmte Reflexintegration „gefühlt“ (wichtig: niemand konnte uns Zahlen liefern!) häufiger bei hochsensiblen Kindern.
Zwei Phänomene die man weiter erforschen sollte
Aus den Beobachtungen, dass beide Phänomene gleichzeitig aber auch völlig unabhängig voneinander auftreten, kann man schlussfolgern, dass der nicht integrierte Moro-Reflex und Hochsensibilität sehr wahrscheinlich nahe in der Ursache beieinander liegen können.
Meine erste Vermutung, dass der bleibende Moro-Reflex eine Hochsensibilität auslösen könnte, und dass dann endlich die lang ersehnte Super-Erklärung ist, kann man so nicht unterschreiben. Wäre ja auch zu schön um wahr zu sein;)
Aber: Wo man so gravierende Ähnlichkeiten findet, lohnt es sich weiter zu forschen!
Sicher können viele Erkenntnisse, die man in der Arbeit mit Kindern, die nicht oder schlecht integrierte Reflexe haben, vieles auch auf hochsensible Kinder anwenden und aus dem Bereich lernen.
Übrigens tut man seinem Kind, wenn man vermutet, dass es einen nicht integrierten Reflex hat, sehr gut helfen. Es gibt viele Physiotherapeuten und Ergotherapeuten, die sich auf die sog. „Reflexintegration“ spezialisiert haben.
Ich hoffe, euch hat dieser Ausflug in die Welt der Reflexe gefallen:)
Liebe Grüße
Eure Mira
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