Frage: Hallo! Lieben Dank für die Aufnahme in diese Gruppe. Wir stehen ganz am Anfang. Ich denke meine Tochter (7)ist hochsensibel. Als ich die Berichte über hochsensibel Kinder gelesen habe, traten mir rränen in die auch geb, weil es so war als beschreibt jemand meine Tochter. Das was ich bisher als „Macke“abgetan habe, ist plötzlich ein Symptom. Zuhause können wir gut klar. Aber in der Schule treten massive Probleme auf. Sie ist in der 2. klasse und ich höre immer wieder, dass sie sich im Unterricht zwar meldet, aber sobald sie dran genommen wird verstummt sie. Das gleiche ist, wenn die Lehrerin sie direkt anspricht. Oft ist sie auf dem Schulhof stumm und spricht nicht wenn andere Kinder sie ansprechen. Sie fühlt sich oft ausgeschlossen und weint viel. Gibt es Strategien, die ich ihr mit an die Hand geben kann? Sie ist in einer lauten klasse mit 27 Kindern. Außerdem ist sie wohl recht langsam und wirkt unkonzentriert. Hilft es , wenn da mal ein kinderpsychologe in die Klasse geht und sie unauffällig beobachtet? Wir kommen aus Oberhausen. Gibt es hier jemanden, der sich damit auskennt?
Es ist nicht untypisch, dass hochsensible Kinder langsam wirken, was aber nicht die Wahrheit sein muss. Häufig sind bzw. wirken sie sehr unsicher und introvertiert. Vor allem im Kontakt zu ihnen nicht so vertrauten Menschen und in größeren Gruppen.
Wenn sie nicht direkt antwortet, kann es schnell lauter in der Klasse und / oder getuschelt werden, was es sie dann noch schwieriger macht, weil sie die damit verbundenen Emotionen der anderen Klassenkameraden spürt.
Es ist möglich, dass sie, sobald sie angesprochen wird, erstmal länger braucht, bis sie sich auf diese „neue Situation“ einstellen, ihre Gedanke sortieren und antworten kann. Stell dir das Gehirn vor wie eine Festplatte mit eine Arbeitsspeicher, der ständig überläuft und stockt. So in etwa sieht es in den Köpfen hochsensibler Kinder aus…
Und falls sie wirklich etwas langsamer ist, ist es umso wichtiger, dass sie Zeit erhält sich zu „sammeln“ bevor sie antwortet und vor allem das Vertrauen braucht, dass es auch ok ist, falls sie etwas falsches antwortet. Und sie nicht direkt ausgelacht wird.
Falls dies bereits passiert ist, braucht es am besten nochmal ein verständnisvolles Gespräch mit ihrem Lehrer(n).
Deva wurde in den ersten Jahren seiner Schulzeit immer neben den „Vielquatschern“ gesetzt, da sie so keinen „Ansprechpartner“ mehr hatten. Das sorgt dafür, dass ständig alle Synapsen eines hochs. Kindes zu viel an Informationen verarbeiten muss. Auch dass macht oft vielen Kindern zu schaffen, insbesondere in großen Klassen.
Bei mir half damals das „Drannehmen“ üben. Vor allem aber muss die Lehrerin innerlich langsam von zehn runter zählen. Denn die Antwort kommt bei HS Kindern oft erst danach. Erst einmal muss das visuelle Material im Kopf in Worte gewandelt werden. Das ist bei einem überlasteten Arbeitsspeicher nicht in einer Sekunde abgetan…
2 Comments
Mein älterer Sohn hat die Diagnose Asperger AUTISmus mit 6 Jahren bekommen, wir sinduns aber unsicher, ob das stimmt. Wie ist genau die Abgrenzung zu Hochsensibilität. UNSER jüngerer Sohn (5J.) IST VERMUTLUCH HOCHSENSIBEL. er fühlt sich v.a. in Gruppen unwohl und hat dannAngst vor den anderen Kindern. Er wurde gerade in die Kita eingewöhnt, fühlt sich da aber überhaupt nicht wohl und die Ängste gegenüber den Kindern nehmen wieder zu, so dass er sich zunehmend morgens verweigert in den Kiga zu gehen. Er traut sich wohl nicht mit den anderen Kindern zu sprechen, mit den Erzieherinnen schon. Er braucht immer eine Erzieherin, die ihn morgens in Empfang nimmt. Dann ging es in der Regel. Aber wie gesagt gerade trotzdem sehr schwierig. Er geht nicht ganz freiwillig. Ich fühle mich gerade schrecklich, weil ich seine Bedürfnisse und Gefühle so übergehe. Was kann ich tun? ab wann kann man sagen, er müsste genügend eingewöhnt sein? Und ab wann sollte ich ihn lieber rausnehmen, weil es zuviel ist?
Hallo Sunny,
ich würde Dir sehr gern für alle deine Fragen eine klare Antwort geben. Leider ist das nicht so einfach. Viele „Auffälligkeiten“ (das Wort mögen wir eigentlich gar nicht) von Autisten und hochsensiblen Menschen sind sehr ähnlich. Eine „Diagnose“ spielt für uns auch eine untergeordnete Rolle. Wichtiger finden wir die Frage, was braucht dein (hochsensibles) Kind und was brauchst Du, um ihm seine Bedürfnisse zu erfüllen.
Da ich dein Kind und auch seine familiäre Situation nicht kenne, probiere mal verschiedene Ansätze.
• Eine Möglichkeit besteht darin, dass Du deine Angst, ggf. durch deine eigenen Erfahrungen oder die mit deinem älteren Kind, auf dein jüngeres Kind überträgst. Und wenn Du Angst hast, dass es ihm in der Kita nicht so gut geht, wie z.B. bei Dir, fühlt sich die Kita für dein Kind unsicher an und er braucht mehr als andere Kinder die Nähe und Sicherheit durch eine Erzieherin.
So wie es sich anhört, erhält er dort noch die Aufmerksamkeit einer Erzieherin. Ich kann mir gut vorstellen, dass dein hochsensibler Junge empfindlich (bis ängstlich) auf Lärm und „wildes Durcheinander“ reagiert. In diesem Fall wäre es gut, wenn er zumindest immer mal wieder allein oder mit einem anderen Kind in einer ruhigen Ecke spielen könnte. Er braucht auf jeden Fall Rückzugsmöglichkeiten, um die Vielzahl an Eindrücken zu verarbeiten. Es gibt auch spezielle Kopfhörer, die „Lärm“ rausfiltern.
Und falls es wirklich deine Angst sein sollte, schau mal, was Du Dir an seiner Stelle als Kind gewünscht hast bzw. hättest. Und je nach Reife deines Sohnes kannst Du ihn ja auch fragen, was es ihm leichter und schöner machen würde in der Kita. Vielleicht hat er eine super einfache und umsetzbare Idee.
• Wie verhält sich dein Kind denn, wenn er auf dem Spielplatz oder zu Hause mit anderen Kindern spielt? Als hochsensibles Kind braucht es vermutlich etwas länger um mit anderen Kindern warm zu werden. Vielleicht kannst Du es mehr initiieren, dass er mit einem oder zwei – drei anderen Kindern bei euch und später bei einem von denen spielt. So kann er sich langsam daran gewöhnen mit anderen Kindern zu spielen und die dabei auftretenden Eindrücke zu verarbeiten.
• Du wünschst Dir bestimmt, dass dein Sohn einmal selbstständig ein glückliches Leben lebt. Dafür muss er lernen, unter anderen Menschen zu leben. Deshalb ist es besser seine Aufmerksamkeit darauf zu richten, was er braucht, um sich noch besser an das Kitaleben zu gewöhnen, als die Frage zu stellen, ihn wieder rauszunehmen. Heutzutage ist es in den Grundschulklassen auch eher lauter als früher. Wenn dein Sohn sich erst dann an die ungewohnte Situation gewöhnen muss, fällt es ihm vermutlich auch nicht leichter, da er sich ja zudem auch auf den Lernstoff konzentrieren „muss“.
Die Entscheidungen, die Du für ihn zu triffst, weil er sie noch nicht alleine treffen kann, heißt Verantwortung zu übernehmen und wenn diese Entscheidungen auf Liebe beruhen und im besten Wissen und Gewissen getroffen werden, hast Du alles gemacht, was Du machen kannst.
Falls Du unser Buch „Alle Antennen auf Empfang“ noch nicht kennst, lege ich es Dir nah zu kaufen. Dort findest Du Hinweise wie Du dein hochsensibles Kind in allen möglichen Situationen unterstützen kannst.
Deva (Mitautor)